Foto-Recht: Wiener Fotograf fordert millionenschwere Entschädigung

In Österreich kann es jetzt zu einem Präzedenzfall in Sachen Verletzung von Urheberechten bei Fotos kommen. Wie 'Der Standard' auf seiner Website berichtet, hatte der Wiener Werbe- und Kunst-Fotograf Klemens Horvath 2011 im Auftrag des Wiener Hotels Sofitel Bilder erstelt und dem Hotel für drei Jahre die Werksnutzung an sieben Fotos gewährt - begrenzt auf den Raum Österreich sowie auf Internet, Broschüren und Anzeigen bis Format A5.

Anfang 2016 entdeckt Klemens Horvath in einer Schweizer Sonntagszeitung ein Foto (ohne Copyright-Hinweis), dass ihm sehr bekannt vorkommt - nämlich eines aus seiner Foto-Serie für das Sofitel. Er beginnt im Internet zu recherchieren und findet via Google Pictures heraus, dass seine Fotos pro Bild bis zu 580 mal weltweit genutzt wurden.

Für seinen Aufwand stellte er seinerzeit 4.200 Euro in Rechnung. Die dreijährige Nutzung wird mit dem symbolischen Betrag von sechs Euro für sechs Bilder sowie 450 Euro für die Nutzung des siebten Fotos berechnet. Klemens Horvath hoffte damals auf weitere Aufträge aus der Accor-Gruppe, zu der Sofitel gehört. Doch diese blieben aus.

Horvath holt sich den renommierten Urheberrechts-Experten und Medienrechtler Georg Zanger aus Wien an seine Seite und lässt ihn einen Brief an das Sofitel schicken. Der Anwalt erwirkt eine Einstweilige Verfügung und verlangt zudem die Unterzeichung einer Verpflichtungserklärung. Das Hotel gesteht die Verletzung der Urheberechte ein und bietet 300 Euro als Entschädigung plus 450 Euro für eine Nutzungsverlängerung bis 2018 an.

Die weitere Recherche von Horvath und seinem Anwalt ergibt, dass die Accor-Gruppe die Horvath-Fotos hochauflösend auch Dritten angeboten hat - nur mit dem Copyright-Vermerk "Sofitel Vienna Stephansdom". Inzwischen hat sich die Accor-Gruppe bereits ordentlich bewegt, sie bietet statt der 750 Euro nun einen Generalvergleich mit einer Summe von 400.000 Euro an. Nach Schätzungen von Zanger und Horvath dürften die Lizenz-Kosten auf mehr als zwei Millionen Euro belaufen. Immerhin wurden seine Fotos weltweit genutzt - davon ca. 170 Mal auf dem Cover. Auch Georg Zanger hat ein Vergleichsangebot auf den Tisch gelegt: eine Million Euro plus Kosten. Derzeit haben Horvath und Zanger wohl die besseren Karten.

 

(ps) 29.04.2016